Wir können auch trotz Corona gemeinsam Silvester feiern. Auch mit Einschränkungen und Unwägbarkeiten. Auch mit Sperrstunden und geschlossenen Geschäften. Auch mit Kontaktbeschränkungen und begrenzenten Personenzahlen.
Lassen Sie uns ein Ritual zur Jahreswende machen. Lassen Sie uns nachspüren, wonach wir uns sehnen, wenn wir an das vergangen Jahr denken. Was ist es für uns? Für Sie? Erinnern Sie sich daran und besinnen Sie sich darauf. Oder finden Sie auch eine ganz neue, jetzt und hier gültige Antwort.
Ritualanleitung
Tag 1: Finden Sie einen guten Ort
In Ihrer Wohnung, im Park, auf einer Bank, unter einem Baum, am Fluss oder im Wald. Suchen Sie einen Ort, an dem Sie sich wohlfühlen und ruhig werden können. Einen Ort, den Sie die nächsten acht Tage aufsuchen wollen. Jeden Tag dieses Rituals für zwanzig Minuten. Das tut gut und Sie werden beobachten, schon am dritten Tag, an dem Sie Ihren Ort aufsuchen, kehrt in Ihnen mehr Ruhe ein – einfach, weil sie dort sind.
Tag 2: Nehmen Sie sich Zeit zum Nachdenken, Nachspüren und Erinnern
Gehen Sie wieder zu Ihrem Platz – mit Papier und Stift. Stellen Sie sich die Frage: Was wird in diesem Jahr definitiv anders sein als die letzten Jahre? Schreiben Sie es sich von der Seele. Auf ein Blatt Papier, ohne lange darüber nachzudenken. Wen werden sie vermissen? Was werden sie vermissen? Auf was haben sie sich gefreut, das jetzt nicht möglich ist?
Tag 3: Wickeln Sie das Blatt Papier um eine Blumenzwiebel
Gehen sie – mittlerweile ist es schon ein Ritual – wieder zu ihrem Platz. Legen Sie die umwickelte Blumenzwiebel in die Erde – in einen Blumentopf, auf dem Balkon oder im Park. So fließen Ihre Trauer, Enttäuschung, Ärger und alle anderen unangenehmen Gefühle durch Sie durch und von Ihnen ab. In die Erde hinein. Sie kann das aufnehmen, kompostieren und im nächsten Jahr kann daraus etwas Neues zum Blühen kommen. Spüren Sie, wie Sie das entlastet. Leichter macht ums Herz.
Tag 4: Wonach ist Ihnen, wenn Sie an Silvester denken?
Gehen Sie wieder an Ihren Platz. Mit Stift und Papier. Schreiben Sie es auf: Menschen? Düfte? Musik? Geschichten? Feuerwerk? Umarmungen? Tanzen? Orakeln? Ein Konzert? Was ist es, was Ihr Herz begehrt? Gönnen Sie sich heute zwanzig Minuten nur dafür. Seien Sie ehrlich mit sich. Spüren Sie Ihren Atem: Bei welchen Gedanken atmen Sie auf? Bei welchen entspannt sich Ihr Körper. Öffnet sich Ihr Herz?
Tag 5: Suchen Sie Erinnerungen
Suchen Sie alte Fotos, Karten, Briefe, Texte oder Lieder hervor. Was auch immer Sie zu Hause haben. Nehmen alles mit an Ihren Platz. Welche Erinnerungen kommen Ihnen in den Sinn? Genießen Sie diese heute. Auch die Melancholie, die vielleicht aufkommt.
Tag 6: Seien Sie mutig
Gehen Sie wieder zu Ihrem Platz. Nehmen Sie sich zwanzig Minuten Zeit, all die üblichen Ende-des-Jahres-Aktivitäten auf das für Sie Wesentliche und jetzt Machbare zu reduzieren. Was ist in diesem Jahr möglich, ohne Ihnen inneren Druck, Stress oder auch nur Unbehagen zu bereiten? Gibt es da etwas, das Ihnen ganz leicht fällt in Ihrer Vorstellung? Was ist es? Wie fühlen Sie sich dabei? Genießen Sie die Vorstellung heute.
Tag 7: Erzählen Sie Ihren Lieben davon
Bitten Sie sie darum, Sie dabei zu unterstützen, nur diese eine Sache zu tun. Überlegen Sie gemeinsam, wie das klappt. Und dann gehen Sie nochmals mit Stift, Papier und Blumenzwiebel zu ihrem Platz und wiederholen das Ritual von Tag 2 und 3: Lassen sie alles andere für dieses eine Jahr los. Schreiben Sie das, was dieses Jahr nicht möglich ist, auf, umwickeln Sie die Blumenzwiebel und setzen Sie sie ein. So wie Sie es an Tag 2 und Tag 3 getan haben.
Tag 8: Dankbarkeit
Gehen Sie zum letzten Mal in diesem Ritual zu Ihrem Platz. Schreiben Sie sich selbst einen Brief, in dem Sie sich erzählen, wofür Sie trotz allem in diesem Jahr Dankbarkeit empfinden können. Senden Sie den Brief per Post an sich, als Erinnerung für in ein paar Tagen.
Falls Sie das noch nicht spüren können oder Ihnen nicht sofort etwas einfällt, hier ein Gedicht zur Anregung:
Wenig geschlafen – geselliger Abend
Tohuwabohu am Morgen – lebendige Kinder
Chaos im Haus – ein Dach über dem Kopf
Stapel an Wäsche – immer genug zum Anziehen
Spülmaschine schon wieder voll – gemeinsame Mahlzeiten
Jeden Tag einkaufen – alle werden satt
In der Schlange warten – geschenkte Zeit
Der Terminkalender voll – das pralle Leben
Erschöpft ins Bett – so viel erlebt
(von Sabine Dankbar und Monika Homann)
Denn Silvester findet statt.
Immer dann, wenn wir uns für Selbstfürsorge, Rücksicht, Ehrlichkeit und Gemeinschaftssinn entscheiden, kommt mehr Licht in die Welt. Mehr Liebe. Mehr Weihnachten. Durch weniger Action, weniger müssen, weniger Hektik. Und ja, auch durch die Bereitschaft mit dem, was nicht zu ändern ist Frieden zu finden. Zuallererst in unseren eigenen Herzen. Darüber haben wir die Hoheit. Und dabei können uns individuelle Rituale unterstützen.
Bleiben Sie beseelt,
Ihre Sabine Deschauer
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